Aufgeblasene Alphatierchen: Immer Ärger mit der Schulleitung

Endlich Ferien! Die habe ich auch dringend nötig. Die sechs Wochen Schule kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Ausgerechnet am letzten Schultag bin ich richtig mit meinem Schulleiter aneinander gerasselt. Ein Vater hat sich bei ihm telefonisch über meine Unterrichtsmethoden beschwert. So werde ich aus dem laufenden Unterricht gleich direkt ins Büro meines Chefs zitiert. Zu dem Gespräch ist dann auch noch unser neuer Konrektor dabei, den keiner aus dem Kollegium ausstehen kann. Noch nicht einmal ein Jahr im Dienst und noch völlig grün hinter den Ohren rennt er im Schulgelände wie ein aufgeblasenes Alphatierchen umher und achtet penibel auf die Einhaltung jeder noch so kleinsten Regel. Erst letzte Woche hat er Werner vor einigen Kollegen und Schülern auf dem Flur lauthals angeschrien, weil dieser eine Minute zu spät im Unterricht erschien. Dabei sollte er sich lieber darauf konzentrieren, dass der Vertretungsplan reibungslos läuft. Dieser ist nämlich die reinste Katastrophe!

In der Höhle des Schulleiters

Völlig ahnungslos erscheine ich also im Büro meines Schulleiters und werde dort gleich ordentlich in die Mangel genommen. „Was fällt Ihnen ein, die Schüler Handys im Unterricht benutzen zu lassen?“ Wütend sieht mich mein Schulleiter an. Bevor ich antworten kann, schiebt mein lieber Konrektor hämisch hinterher: „Handys sind im Unterricht verboten.“ „Ja aber,“ setze ich zu meiner Verteidigung an, „nicht wenn sie zu Unterrichtszwecken verwendet werden.“ Nun wird mein Schulleiter richtig unverschämt und hält mir eine Predigt über guten Unterricht und meine fraglichen Unterrichtsmethoden. Zudem kommt er mit seinem üblichen Lieblingsargument : Die Außenwirkung unserer Schule habe oberste Priorität, und ich würde nicht dazu beitragen, dass unsere Schule auch weiterhin bei den Eltern einen guten Ruf genieße. Er endet mit dem Satz: „Wo haben Sie eigentlich Ihre Ausbildung abgeschlossen?“

Schadenfroh die Hände reibend grinst mich mein blöder Konrektor an. Mir bleibt fast die Luft weg. Sein selbstzufriedenes Grinsen kann er sich sonst wohin stecken. Und was für eine Unverschämtheit von meinem Schulleiter mich so persönlich anzugreifen. „Das muss ich mir nicht sagen lassen – auch nicht von ihnen!“, entgegne ich wütend und verlasse fluchtartig den Raum.

The inner and outer circle

In der großen Pause habe ich mich immer noch nicht beruhigt. Zum Glück finden sich innerhalb meines Kollegiums viele offene Ohren, wenn es gegen die Schulleitung geht. Zwar gibt es ein paar wenige (Arsch-) „Kriecher“, die zum inneren Kreis des Schulleiters gehören, aber diese sind klar in der Minderheit. Die weniger Angepassten, welche nicht nur nach der Pfeife unseres Schulleiters tanzen, haben auch schon alle ihre negativen Erfahrungen mit ihm gemacht und wissen nur all zu gerne davon zu berichten.

Schulleiter heiß begehrt

Der Job der Schulleitung ist zweifellos kein einfacher, und ich möchte diesen auch nicht ausführen wollen. Doch dadurch, dass keiner mehr Schulleiter werden möchte, befinden sich leider zu viele Personen (meist männlich) in dieser Position, die dort unter normalen Bedingungen nicht hingekommen wären und dort auch nichts zu suchen haben. In meinem Freundeskreis verfallen viele ins Jammern, wenn es um ihre Schulleitungen geht: Machtgehabe, Balzverhalten gegenüber den jüngeren weiblichen Kolleginnen und null Führungsqualitäten sind keine Seltenheit. Und alles zielt darauf ab, wie man sich durch seine Schule möglichst schnell einen Namen machen kann.

Wie du mir, so ich dir

Natürlich lässt die Retourkutsche meines Schulleiters nicht lange auf sich warten. Kaum bin ich mit den Korrekturen meiner Deutsch-Aufsätze durch und will mal endlich abschalten, da ruft mich der blöde Kerl doch glatt mitten in den Ferien an:

Ohne eine Begrüßung kommt er gleich zum Punkt. „Frau Bachmayer, haben Sie schon gehört, die Frau Klose-Birkenstrauch fällt für längere Zeit aus.“ „Ach du Scheiße, ich ahne schon, was jetzt kommt,“ fluche ich leise vor mich hin. „Also, wir brauchen dringend Ersatz für Deutsch in der 5c. Sie geben ihre 10. Klasse ab, die übernimmt die Klassenlehrerin. „Aber …,“ will ich noch entgegnen, da unterbricht mich Herr Schallenberg brüsk: „Sie brauchen gar nicht zu protestieren. Wir haben im Schulleitungsteam alle Möglichkeiten durchgespielt. Sie sind die einzige, die das machen kann.“ Mein Schulleiter räuspert sich kurz und schiebt schnell hinterher: „Sie werden auf Fortbildung gehen. Zum Thema Was ist guter Unterricht. Wir haben hier im Team beschlossen, dass Sie dringend eine Auffrischung diesbezüglich benötigen.“

Empört lasse ich mich in meinen Sessel fallen. „Dieser Arsch,“ denke ich, „schon wieder die Ferien versaut.“

 

11 Reaktionen auf “Aufgeblasene Alphatierchen: Immer Ärger mit der Schulleitung”

  1. I. Schütte

    Als Schulleiterin einer offenen Ganztagsgrundschule lache ich köstlich über diesen Beitrag und hätte Lust, eine Gegendarstellung zu schreiben.
    Ich kenne wahrlich viele wunderbare Schulleitungskräfte, die ihren Lehrkräften auch in schwierigen Situationen den Rücken stärken und ein gemeinsames Engagement pflegen. Dieser „Von oben nach unten-Dialog“ gehört in der Kommunikation miteinander eher der Vergangenheit an. Vielmehr steht ein dialogischer Austausch im Vordergrund! Im Übrigen kenne ich wenig Schulleitungskräfte, die sich danach sehnen, ihre Lehrkräfte während der Ferien zu kontaktieren, um die nächsten Arbeitspakete miteinander auszutauschen. Vielleicht kann ich mich gerade deshalb so sehr über diesen hier beschriebenen Schulleiter amüsieren. Hoffentlich muss ich nie so werden 😉

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  2. Meyer

    Gerade in den unteren Ebenen der Schulleitung (Konrektot oder didaktischer Leiter) tummeln sich wirklich Lehrer, die den Beruf verfehlt haben oder viel zu grün hinter den Ohren sind. Die buckeln nach oben und treten nach unten. Ich kenne einen Fall, wo in einem Kollegium, das sehr zerstritten war, ein Kandidat für den Posten des didaktischen Leiters so lange bearbeitet wurde, bis die Person seine Bewerbung zurückgezogen hat. Dafür ist jemand auf das Schild gehoben worden, der gerade über zwei Jahre Unterrichtserfahrung verfügt, kein Langfach unterrichtet und noch nie Klassenlehrer gewesen ist. Der drangsaliert nun das Kollegium mit seinen praxisfernen Vorschlägen. Die jungen Kollegen nehme sich das zu Herzen und die wenigen älteren Lehrer ignorieren ihn einfach. Es kann doch sein, dass jemand mit so wenig Erfahrung solche Posten bekleiden darf. Hier müsste die Schulaufsicht eingreifen und die Bewerbungsbedingungen radikal verschärfen!

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  3. Clemi

    Solche Führungskräfte( Schulleiter ) würde man in der Wirtschaft nur im Konzern finden

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  4. Damian Ryschka

    Jaja. Wir haben es ja sooo schwer, wenn wir um zehn unser Butterbrot auspacken. Eine peinlichere Kolumne muss man erst einmal finden.

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    • Mithrandir

      Ich packe mein Butterbrot hier in der IT-Firma so gegen zwölf, halb eins aus. Finde es aber gut, dass Sie hier die unterschiedlichen Mittagszeiten ansprechen. Doch, ja, wichtig.

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      • Ridnarhtim

        …ja so ist das, wenn man jung und hip ist und in der IT-Branche schafft. Ich habe nach dem Studium ein Jahr im Akkord gearbeitet, selbst da gab es immer zwei Pausen pro Schicht (die natürlich nicht als Arbeitszeit galten). Wenn Sie in Ihrer kleinen Klitsche das nicht organisieren können, dann kommunizieren Sie das wenigstens nicht nach außen…

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        • Mithrandir

          Wer hat Sie denn ausgekotzt? Ich habe mich nirgends beschwert, und bin mit meiner Mittagspause mehr als zufrieden. Ich habe meine gesetzlichen 30 Minuten, und kann die frei nehmen. Zwei Pausen à 15 Minuten halte ich für übertrieben bei nicht-körperlicher Arbeit. Ich bin ja nicht an meinen Schreibtisch gefesselt.

          Ich weiß gerade nicht, ob ich mich aufregen soll, oder Mitleid haben soll. Die Sarkasmus-Vorlesung haben Sie während Ihres Studiums nicht besucht, oder?

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  5. Zeitungsleserin

    … Gut karren lässt sich mit Narren … – nicht wahr?

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  6. paukerin

    Ach ja, so ist es! Und weil das so ist, kann ich hier natürlich auch nicht meinen Namen nennen, weil ich Angst haben muss, dass mein Alphatierchen das hier liest und mich in sein Büro zitiert mit den befürchteten Folgen, die Frau Bachmeyer hier so plastisch beschreibt.

    Und lieber Damian, ich bin es wirklich leid, derart unqualifizierte Kommentare zu lesen, immer wenn es um den Arbeitsalltag von Lehrern geht, über den ja jeder glaubt, qualifiziert urteilen zu können. Wie wäre es, wenn Sie einen Blog über IHREN Arbeitsalltag veröffentlichen? ich lesen ihn bestimmt 😉

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