Faule Säcke im Kollegium

Die meisten meiner Kollegen sind sehr engagiert und verbringen viel Zeit mit der Vorbereitung ihres Unterrichts. Doch leider gibt es im Lehrerberuf – so wie in allen anderen Berufen auch – gewisse Ausnahmen. Für diese „faulen Säcke“ bietet der Beruf des Lehrers durch den Beamtenstatus gewisse Nischen, um sich einen faulen Lenz zu machen, ohne die Konsequenzen einer möglichen Entlassung zu befürchten. Ganz nach dem Motto: Ich schiebe nur Dienst nach Vorschrift im 45-Minuten-Takt.

Mein Kollege Horst

Bestens dafür bekannt ist mein Kollege Horst. Wann immer ich abgehetzt aus meinem Unterricht ins Lehrerzimmer komme, sitzt er da schon völlig entspannt an seinem Tisch, hat sein Butterbrot ausgepackt und schlürft seinen Tee. An seinem Platz befinden sich keine Stapel von Schülerheften, keinerlei Fotokopien, kein Arbeitsmaterial – nichts. Jeden Morgen ist er der Letzte, der das Schulgebäude betritt und der Erste, der dieses nach dem Klingeln wieder fluchtartig verlässt.

Abschreiben und Freiarbeit

Unterrichtsvorbereitung hat er seit dem Referendariat nicht mehr gemacht. Er weiß wahrscheinlich nicht einmal mehr, wie das geht. Warum auch, wenn es sich mit der Methode der Türschwellendidaktik ganz gut unterrichten lässt. Kann man ja mal ausnahmsweise machen, aber nicht immer.

Sein Unterricht läuft folgendermaßen ab:

  • Einstieg: Kurze Geschichte aus seinem Leben – Die Schüler schlafen wieder ein.
  • Erarbeitung: Abschreiben aus dem Buch – Dabei liest Horst die Zeitung.
  • Auswertung: Freiarbeit – Die Schüler unterhalten sich oder beschäftigen sich mit den Handys. Horst liest immer noch die Zeitung.

 

Elternbeschwerden? Von wegen!!!

Da könnte man vermuten, die Eltern gehen bei diesem Unterricht auf die Barrikaden. Eben nicht! Horsts Noten sind nie schlechter als drei. Die schriftlichen Arbeiten teilt er vorher aus und bespricht die Lösungen ausführlich mit seinen Schülern. Erst dann lässt er die Arbeit schreiben.

Das Arbeits- und Sozialverhalten ist bei seinen Schülern immer B und besser. Worüber sollten sich die Eltern also aufregen? Das Kind hat am Ende – dank dieser Taktik – zumeist den erweiterten Realschulabschluss. Besser geht’s doch nicht – Schüler und Eltern freuen sich.

Konsequenzen – Fehlanzeige

Natürlich sind wir als Kollegium total genervt. Wenn man als Lehrer in seiner Klasse unterrichtet, gilt man bei den Eltern als besonders streng, wenn man realistische Noten gibt. Und jedes Mal, wenn Horst seine Klasse abgibt, hagelt es Kritik seitens der Eltern, warum ihre Kinder denn bei dem neuen Lehrer auf einmal so schlechte Noten hätten.

Es fanden zwar schon Gespräche seitens der Schulleitung mit Horst statt, aber mehr als eine mündliche Verwarnung ist dabei leider nicht herausgekommen.

Was also tun?

Als Mensch ist Horst ein total netter Typ. Als Kollege geht er mir echt auf den Keks. Mich nervt ganz besonders, dass in unserer Berufssparte faule Säcke einen wohligen Unterschlupf finden und unseren Ruf dadurch beschädigen.

 

 

 

9 Reaktionen auf “Faule Säcke im Kollegium”

  1. Joachim Kothe

    Kenne ich auch. Der kam immer 5 Minuten zu spät und verließ 5 Minuten vor dem Gong den Unterricht. Nachdem ich die Schüler gebeten hatte, einmal zu überlegen, wie viel Unterricht ihnen im Laufe des Schuljahres so entginge und ihm das mitzuteilen, bat er die Schulleitung, ihn zum neuen Schuljahr von seinem Unterricht in meiner Klasse zu entbinden, da das Vertrauensverhältnis zum Klassenlehrer empfindlich gestört sei …

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  2. Paul Becker

    Es ist dringend erforderlich, dass bei den Lehrern wie auch in weiten Bereichen des Öffentlichen Dienstes nur diejenigen einen Beamtenstatus erhalten, die hoheitliche Aufgaben erledigen. Alle anderen sollten als Angestellte arbeiten. Das Leistungsprinzip müsste gelten, nicht wie im Beamtentum: Beförderung (gehaltliche Höherstufung) nicht nach Alter.

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  3. Frau Kannt

    Ja, diese Sorte gibt es überall, aber durch das Abschaffen des Beamtentums wird man ihrer nicht Herr, denn auch in anderen Berufen gibt es diese Spezies. Abgesehen davon hat es seine Vorteile, wenn nicht gestreikt werden darf, siehe das Chaos bei der Bahn. Wer würde sich wünschen, dass kleine Lehrergewerkschaften den Unterricht lahmlegen und für ihr Weihnachtsgeld – seit Jahren gestrichen – oder gegen die ständig erhöhte Unterrichtsstundenzahl und die Konferenzen wegen der Inklusion streiken?
    Aber das Gros der Kollegen arbeitet hart für ihnen anvertrauten Kinder.

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    • Paul Becker

      Ich selbst hatte viele gute Lehrer, aber auch ein paar faule (nicht so viele). Gleiches gilt wohl auch für meine Kinder. Ich denke, dass das Leistungsprinzip etwas bringen könnte. So ärgert es mich, dass z. B. ein fauler Studienrat, wenn er denn ein gewisses Alter erreicht hat, Oberstudienrat wird. Weiterhin ärgert mich, dass die Lehrer in diesem Jahr in Niedersachsen 63 unterrichtsfreie Tage hatten. Davon stehen ihnen 30 Tage als Urlaub zu, die weiteren 33 Tage sind Arbeitstage. Dennoch habe ich einige Lehrer stöhnen hören, als sie einen Tag vor Wiederbeginn der Schule nach den Ferien in die Schule kommen sollten zu einer Dienstbesprechung oder dergleichen. Oder Lehrer fliegen in den Sommerferien für sechs Wochen in die USA (also 30 Tage), sind dann aber auch in den weiteren Ferien auf Reisen. Wenn sie dann noch klagen, wie wenig Zeit sie hätten, geht mir das auf den „Keks“. Die Lehrer sollten das beklagen, was wirklich beklagenswert ist: zu volle Klasen, Inklusion ja, aber bitte mit Maßen, marode Schulgebäude usw. usw.

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  4. W. Wanke

    …..die Beförderung nach Dienstjahren gibt es nicht mehr‘ schon lange nicht mehr. Vorher mal ein bisschen schlau machen bevor solche Falschmeldungen publlik gemacht werden! Ach ja und wenn Mann/Frau dann die knappen Beförderungsstellen bekommt….darf man die neue Funktion erst mal 6 Monate ohne mehr Geld machen, natürlich auch manchmal viele Jahre schon vor der eigentlichen Stellenausschreibung! Alles klar? VG

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    • Paul Becker

      Die Regelbeförderung von Studienräten ist nicht in allen Bundesländern total abgeschafft worden – siehe z. B. Bayern. Hier gilt die Regelbeförderung in modifizierter Form weiter. In Bayern schreibt man übrigens auch nach den Regeln des Dudens: p u b l i k statt „publlik“. Das mag in dem Bundesland von Frau/Herrn W. Wanke vielleicht anders sein.

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  5. Paul Becker

    Leider wird dieser Blog sehr einseitig moderiert: Mehrfach habe ich geschrieben, dass die Regelbeförderung für Studienräte in der Bundesrepublik keineswegs vollkommen abgeschafft worden ist – siehe zum Beispiel in Bayern. Dass man dort auch die Regeln des Dudens anwendet und richtig schreibt „publik“ statt „publlik“ (siehe W. Wanke). All dies passte natürlich nicht in das Konzept „die armen schlecht bezahlten Lehrer“ und wurde deshalb unter den Tisch moderiert. Lehrer mit mangelhafter Rechtschreibung sollten besser kein Lehrer sein.

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    • Frau Bachmayer

      Lieber Herr Becker, sorry dafür – das verzögerte Freischalten hatte keine inhaltlichen Gründe, sondern war urlaubsbedingt. Viele Grüße aus der Redaktion

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  6. Pague Maximus

    Dass es in den meisten Bundesändern – nicht in allen – die Regelbeförderung vom Studienrat zum Oberstudienrat nicht mehr gibt, ist wohl zutreffend. Aber immer noch gibt es die Regel, dass das Gehalt alle zwei Jahre um eine Stufe steigt, mag der entsprechende Lehrer auch noch so fleißig oder faul sein. Eine Beförderung, wenn auch etwas eigener Art! Also bitte etwas mehr Ehrlichkeit. Auch nicht zu vergessen, der überaus großzügige Urlaub für Lehrer.

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