Klassenfahrt ohne Alkohol? – Unerträglich!

Da gibt es doch große Teile unseres Berufsstandes, die tatsächlich auf Klassenfahrten verzichten und sich damit die Gelegenheit entgehen lassen, sich fernab von Weib oder Kerl, Kindern und Schulleitung mal wieder so richtig einen hinter die Binde zu gießen.

Die beiden Kollegen aus Bramsche haben es besser gemacht, und es mal so richtig krachen lassen.

Auch an unserer Schule gibt es durchaus ähnliche Auswüchse. Mein Tischnachbar Werner, der gerne mal einen trinkt und alles nicht so eng sieht, ist der Meinung, eine Klassenfahrt wäre ohne ein paar Bier gar nicht zu überstehen. Unsere Biotante Frau Hermann, die noch nie einen Schluck Alkohol angerührt hat, wettert natürlich dagegen: „Die Presse sucht doch nur einen Anlass, um uns Lehrern eins auszuwischen.“ „Da hat sie natürlich recht,“ meint Werner. „Alles Lehrerhasser, diese Pressefutzis. Die Lehrer haben vielleicht drei, vier Bierchen getrunken und nun stürzt sich die Öffentlichkeit wieder auf die bösen Lehrer.“ „Ja warum wohl?“, fragt Frau Hermann und legt ihr verhärmtes Gesicht in sorgenvolle Falten.

„Ja aber, wir können ja nicht abstreiten, dass die meisten von uns hier schon gern in geselliger Runde auf Klassenfahrt einen trinken“, entgegne ich. Frau Hermann schüttelt entrüstet den Kopf. Nun ja, es mag Ausnahmen geben. Und unser oberschlauer Seminarleiter Krautmann entgegnet nur:“ Ja mal ein Glas, aber mehr nicht! “Wann hat der denn zum letzten Mal eine Klassenfahrt gemacht, geschweige denn unterrichtet?“, denke ich gehässig.

Wir unterhalten uns weiter über die Strapazen, eine Klassenfahrt zu planen, das Geld bei den Eltern einzutreiben, die große Verantwortung, die schlaflosen Nächte (Hilfe – sind wir gerade im typischen Lehrermeckermodus?). Ich versuche, das Ganze zu unterbrechen: „Aber meine letzte Klassenfahrt in Holland war eher wie Urlaub! Super Wetter und brave Schüler. So kann es eben auch laufen.“

Das sehen einige meiner Kollegen anders und debattieren munter weiter. Nur Steffie und Werner grinsen mich an. Wir fahren nämlich in zwei Wochen zusammen nach Prag. Und da soll der Alkohol ja bekanntlich besonders günstig sein.

15 Reaktionen auf “Klassenfahrt ohne Alkohol? – Unerträglich!”

  1. wohnwagen

    Hallo, wenn ich diesen block lese muss ich gerade auch an meine schulzeit denken. Besonders an unsere Klassenfahrten! Mit unseren Lehrern waren wir in der 8 klasse auf ski fahrt und unsere lehrer haben sich auch mal ein bier gegönnt. Find ich persöhnlich auch nicht schlimm solange man es nicht übertreibt! Schließlich trinken wir als eltern ja auch mal was! Lg

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  2. Nein

    Geht gar nicht! Auch meine Lehrer haben sich auf der Klassenfahrt so einiges gegönnt, leider. Ich will mal an die Kinder aus Alkoholkranken Familien erinnern. Diese werden von Lehrern nicht erkannt und verbringen jeden Tag mit betrunkenen Erwachsenen (oder das Wochenende bei getrennten Eltern von denen nur einer abhängig ist). Die psychische Belastung der Kinder ist enorm groß und die Opfer die sie in ihrem jungen Leben erbringen müssen noch viel größer. Eine Klassenfahrt kann für solche Kinder ein Urlaub sein außer die lieben Lehrer meinen sie müssen sich ebenfalls betrinken. Das kann schmerzlich sein und die unbeschwerte Kindheit für fünf Tage auch gleich mal wieder versauen.
    Bevor hier jemand schreibt das ich es überdramatisiere, ich war eines dieser Kinder und weis zu gut wovon ich spreche auch wenn das schon ein paar Jahre her ist. Für mich waren die meisten Klassenfahrten wie Urlaub (bis auf eine dank betrunkener Lehrer). Mir wurden alle paar Jahre fünf Tage Kindheit ohne Sorgen gewährt.

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  3. Frau Müller

    noch peinlicher geht es kaum und leider ist das nicht der erste Blogbeitrag, der mir die Haare zu Berge stehen lässt. Mich wundert, dass eine Lehrerin (eigentlich glaube ich gar nicht, dass WIRKLICH eine Lehrerin) so einen Blog schreibt. Das ist ja noch schlimmer als ich mir die Lästereien im Lehrerzimmer vorgestellt habe.

    Und ich finde schon, dass man ein paar Tage auf sein Bierchen verzichten kann, wenn man die Aufsicht über eine Schulklasse hat. Klar, gönne ich auch einer/m LehrerIn sein Bierchen, aber bitte schön in der Freizeit.

    Ich frage mich, was mit SOLCHEN Blogbeiträgen beabsichtigt wird? Sollen hier die Lehrer aus den eigenen Reihen belastet werden, damit Ihnen in Zukunft noch mehr Respektlosigkeit entgegebengebracht wird? Mein Respekt verringert sich nach den bisher gelesenen Beiträgen doch zusehends :-(.

    Natürlich sind Lehrer auch nur Menschen, aber vieles hier klingt anderen Menschen (Schülern, Eltern, Kollegen) gegebenüber extrem respektlos und ich überlege, warum ein respektloser Mensch von anderen Menschen Respekt erwarten darf/kann.

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  4. Frau Bachmayer

    Dieser Blogbeitrag gehört m.E. in die Kategorie „Realsatire“. Wie meine Leserinnen und Leser mein Blog interpretieren, bleibt ihnen selbst überlassen. Auf jeden Fall freue mich über rege Diskussionen. Und nun im Ernst aus aktuellem Anlass: Lehrer sind weder Piloten noch Lokführer. Sie dürfen nicht streiken. Aber sie dürfen sich nach Feierabend mal ein Gläschen genehmigen. Aber wann ist auf einer Klassenfahrt eigentlich Feierabend?

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    • Frau Müller

      wenn die Kinder zuverlässig schlafen oder noch besser NACH der Klassenfahrt. Die dauert ja nun auch nicht Wooooooochen. Wenn man eine Klassenfahrt so unerträglich oder nervig findet, dass man es ohne Alkohol nicht überstehen mag, dann sollte man einfach keine anbieten (und gleichzeitig mal drüber nachdenken, ob Alkoholverzicht schon ein Problem darstellt). Und DAS könnte ich echt gut nachvollziehen, denn ich hätte auch keine Lust mich 24 Stunden pro Tag und das mal Zahl X, um eine Horde Kinder „fremder“ Leute zu kümmern.

      Klar ist das Realsatire und ich lese manches auch mit einem Schmunzeln, bei manchem geht das dann aber nicht mehr.

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  5. Herr Schmidt

    Unsinn, natürlich handelt es sich nicht um eine „Realsatire“. Darunter versteht man nämlich einen realen Vorgang, der unfreiwillig satirisch wirkt. Eine Glosse oder ein Blogeintrag kann daher nur ein gestalteter Text sein, also eine Satire:
    Leider aber vermisst man bei Ihnen alles, was eine gute Satire ausmacht. Ihre Beiträge sind weder wortgewandt noch witzig, Pointen gibt es keine, nur abgedroschene, billige Klischees, die das Stammtischniveau kaum überschreiten:
    Da ist die „Biotante“, die natürlich keinen Alkohol trinkt, der „verhärmte“ Kollege, der sofort „Lehrerhasser“ in der Presse am Werke sieht, der „oberschlaue“ Seminarleiter, der die Praxis nicht mehr kennt, die jammernden Kollegen „auf hohem Niveau“ und zuletzt die Pragfahrt, um sich einen „hinter die Binde zu gießen“.
    Nein, das ist weder komisch noch originell. Alles, was Sie damit erreichen, ist Vorurteile zu bedienen, die dazu beitragen, Menschen zu diskreditieren, die ihren Beruf mit Engagement und Herzblut ausüben, und das ganz ohne Alkohol.
    Darum formuliert auch die NWZ in der Ankündigung: Hoch die Tassen! Glaubt man unserer bloggenden Lehrerin, dann sind Klassenfahrten die beste Gelegenheit, um sich ordentlich einen hinter die Binde zu gießen.
    Kommen Sie mir nicht damit, man müsse eben die Ironie der Texte verstehen. Wer abgegriffene Klischeebilder aufwärmt, ist nicht geistreich!
    Was kommt demnächst an die Reihe? Der Mathelehrer, der nachmittags auf dem Golfplatz steht? Das Lehrerehepaar, das immer umräumen muss, um für die Steuerklärung ein Arbeitszimmer vorweisen zu können? Vielleicht der Kollege, der Noten an einen Schüler vergibt, der seit einem halben Jahr gar nicht mehr in der Klasse ist? Sehr schön auch der Sportlehrer, der einen Ball in die Halle wirft und so seinen Unterricht gestaltet.
    Und jeder kann sagen: Ja, genau, so ist es doch, wir hatten da auch mal einen Lehrer, der …
    Besonders billig zu haben ist übrigens noch der Kollege mit Burnout, der dann im besten Alter seinen Vorruhestand auf Mallorca genießt.
    Es gibt also noch viele Klischees für Ihre nächsten Versuche, witzig zu sein.

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  6. Frau Bachmayer

    Wow! Herzlichen Dank für den geschliffenen Kommentar und die geschmeidigen Worte. Natürlich werde ich alle mir bekannten Klischees abarbeiten. Ihre Tipps dazu werde ich gern aufnehmen.

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  7. Frau Kannt

    Hallo Frau Bachmeyer,
    schön fände ich es, wenn die erwähnten Episoden oder Ereignisse origineller und spritziger formuliert daherkämen und mit den Klischees mehr gespielt würde. Dann wäre es witzig und würde auch richtig verstanden. So bleibt den Lehrern und Eltern, die diese Texte lesen, leider oft nur ein schaler Beigeschmack und ein Unbehagen, was sich ja auch in den Kommentaren zeigt. Natürlich gibt es merkwürdige Menschen – überall – und natürlich kann man eine Berufsgruppe satirisch überspitzt auf’s Korn nehmen, aber bitte mit mehr Niveau. Mit manchem, was Sie hier schreiben, treffen Sie ja durchaus ins Schwarze, zum Beispiel mit den Keksen im Lehrerzimmer, die sich völlig ausgehungerte oder entnervte Lehrkräfte in der Pause kapern, weil überhaupt keine Zeit bleibt in Ruhe ein Brot zu essen. Der Konsum steigt im Übrigen gerade vor Zeugnissen sehr an. Der Text über den Alkoholgebrauch ist leider stilistisch wie sachlich sehr unglücklich geraten.

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  8. Frau Bachmayer

    Neueste Untersuchungen von US-Wissenschaftlern (cf. Robert Margolskee) haben ergeben, dass Stress und Hektik zu Veränderungen im Hormonhaushalt führen. Frauen greifen dabei eher zu Süßem, während Männer Alkohol bevorzugen. Bei Frauen werden vermehrt entzündungshemmende Corticoide ausgeschüttet, die Lust auf echte Schokolade und Kekse (keine Zuckerfakes) machen. Männer reagieren mit aggressiv machenden Hormonen wie Nordadrenalin, das durch Alkohol in seiner Entfaltung gebremst wird.

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    • Frau Müller

      und was ist mit den Hormonen von Eltern und Kindern? Nicht nur Lehrer verspüren da einen Druck. Im Umkehrschluss müssten/dürften/sollten die Mütter etwas Süßes essen, die Väter ne Flasche Bier aufmachen und die Kinder? Man mag ja als Lehrer noch so gestresst sein, aber glauben Sie mir: auch andere sind gestresst und das wahrscheinlich nicht minder.

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      • Frau Bachmayer

        Das glaube ich Ihnen zu gerne!!! Hauptsache jeder findet seinen eigenen Weg, um mit dem Stress umzugehen. Bei mir sind Schokolade und Yoga am wirksamsten.

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  9. Ridnarhtim

    Über die zwei Vollpfosten aus Brake kann man nur den Kopf schütteln. Wie doof kann man sein, und wie viel haben die denn gebechert ?! Zwei Regeln gelten: Alkohol nicht vor Schülern, und für einen trainierten Kollegen sollte nach drei Bieren Schluss sein, für andere schon früher. Das klappte bei uns bisher immer super, selbst auf Fahrten, auf denen der Konrektor mitgefahren ist (übrigens ein netter, meist verträglicher Mensch, so viel zum „Alphatierchen“). Das braucht man, denn Klassenfahrten haben manchmal Urlaubscharakter, meist aber sind sie echte Grenzerfahrung. Im Schwarzwald in der JuHe gab es einen Lehrerraum, in dem stand ein riesiger, gut gefüllter Getränkekühlschrank…Paradiesisch !!

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  10. Ridnarhtim

    oooohh Mist, ich habe Brake mit Bramsche verwechselt, und das früh am Morgen und völlig nüchtern….

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